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Von Raketenschuhen und ersten, gelernten Lektionen

In den letzten Wochen habe ich häufig selbst den Kopf geschüttelt und kaum glauben können, was bereits für ein Weg hinter mir liegt und was alles passiert ist. Eine Freundin behauptete, ich hätte doch wohl Raketenschuhe, weil es gefühlt schneller ging als erwartet und vor allem so viel leichter als befürchtet. Dabei ist es gar keine so kurze Zeitspanne. Wenn man sich monatelang mit sich selbst beschäftigt, reflektiert, hinterfragt, transformiert, Perspektiven wechselt, Neues ausprobiert, Glaubenssätze verabschiedet, Limitierungen auflöst und Grenzen zieht, dann ist das unglaublich intensiv und es tut sich EINIGES! Und ich sage dir: Du lernst so unfassbar viel, vorausgesetzt, du bist bereit.

Im Grunde hat es mich ja im November bereits umgehauen, als mich ein fieser Infekt radikal aus dem Verkehr gezogen hat und Körper und Psyche eine ganz unheilige Allianz eingegangen sind. Dazu kam dann der plötzliche Tod meiner Freundin, was mich innerhalb von Sekunden an den Tiefpunkt katapultierte. Es war einfach zu viel, zu schwarz, zu schmerzhaft, zu ungeheuerlich, zu unbegreiflich, zu …

Tief in mir ist aber eine besondere Stärke verankert, die mir jetzt noch einmal besonders bewusst geworden ist und für die ich so unfassbar dankbar bin: ich ertrage das Gefühl von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein nicht, schon gar nicht auf Dauer. Ich muss und will ins Handeln kommen. Da ist die Resilienz, die Kämpferin, die Optimistin, die Macherin – nenn es, wie du willst, aber diese tiefe Kraft hat mich wieder aus dem Bett aufstehen lassen.


Ich bin ja nach dem Tod meiner Mutter im Herbst 2019 in mein Elternhaus zurückgezogen und nachdem ich mich soweit eingelebt hatte, hat mich immer wieder die Frage verfolgt, warum ich wieder zurück in Rheinhessen bin. Es hat sich so angefühlt, als müsste da mehr sein als nur pragmatische Gründe. Vom Frühjahr über Sommer bis in den Herbst habe ich auf kilometerlangen Runden die Landschaft betrachtet und mich immer wieder gefragt, was ich hier mache.

Ich habe gemerkt, dass ich auf eine Krise zusteuere und der Tod einer lieben Freundin im August, hat mich erste große Konsequenzen ziehen lassen. Ich habe gemerkt, dass ich für mich sorgen, einstehen und umdenken muss, dass an diesen Sprüchen à la „Das Leben ist keine Generalprobe“ leider mehr dran ist, als uns lieb ist. Doch es hat noch bis zum Tiefpunkt im Winter gedauert.

Und auch dann war längst nicht alles klar. Wie lange kann man in einer verantwortungsvollen Position krank sein? Wie lange kann man erwarten, dass alle warten, wenn man selbst gar nicht weiß, was am Ende herauskommt und wie es weitergehen soll? Nehme ich eine Auszeit oder mache ich den harten Cut, kündige und folge den Empfehlungen, um zu genesen. Denn was nicht mehr zu leugnen war, war mein Zustand – da ging nicht mehr viel. Da waren die Ärzte sehr deutlich und nachdrücklich. Der innere Skeptiker und die Zweiflerin haben trotzdem gestichelt, was andere davon halten und darüber denken, ob man das wirklich tun kann …


Ich verrate euch etwas: Ich habe auf Empfehlungen und meinen Bauch gehört und versucht, die Situation auch als Chance, als Geschenk in Form von Zeit und Raum für mich zu begreifen. Dabei habe ich die ersten, wichtigsten Lektionen gelernt und umgesetzt, die auf so viele Situationen zutreffen und die im Grunde wie ein Kick-Off für die Zeit seitdem waren. Zudem habe ich mich selbst in den Mittelpunkt gestellt und mir und denjenigen gegenüber Wort gehalten, die sich sorgten. Ich habe mir eingestanden, dass es mir nicht gut geht, habe (wieder) Selbstfürsorge gelernt und mir Hilfe geholt, mich hinterfragt, mir wirklich mal Zeit geschenkt, Ruhe zugelassen und ich bin für mich eingestanden. Ich habe getan, was gut für mich ist – und siehe da, das war richtig so. Denn nach einem halben Jahr geht es mir wieder so gut, dass ich auch wieder für andere da sein kann: Mal egoistischer zu sein, macht uns eben nicht gleich zu einem schlechten Menschen …


Einige meiner Lieblingslektionen aus den letzten Monaten:

  1. Prüfe, ob es die Erwartungen anderer sind, die dich von deiner Entwicklung/Entscheidung abhalten oder deine eigenen Glaubenssätze! Keine Person in meinem Umfeld, die mir etwas bedeutet, fand meine Entscheidung falsch, verwerflich oder sonstiges – im Gegenteil!

  2. Sich selbst zu verlieren ist viel schlimmer als kurzfristig den Halt zu verlieren! Das Ausmaß dessen, wie sehr ich mich verloren hatte und wie lange schon, ist rückblickend nichts im Vergleich zum kurzen Sprung ins Wagnis.

  3. Triff eine Entscheidung! Mit der ersten Entscheidung und jeder weiteren, die seitdem folgte, fühle ich mich leichter, aktiver, handlungsfähiger und energiegeladener. Nach dem Aussprechen hat sich direkt ein Gefühl der Erleichterung eingestellt, ich habe wieder Luft bekommen und der Kopf war auf einmal wieder frei. Ist ja logisch, weil ich nicht mehr grübeln und kreiseln musste, was so unfassbar anstrengend ist. Entsprechend ist da auch ganz schnell wieder Energie da – ein fantastisches Gefühl!

  4. Wenn du loslässt, hast du die Hände frei für Neues! Und da kommt Schwung und Tempo in die Sache: Im Sommer habe ich eine Postkarte mit dem Spruch mitgenommen, weil er mich angesprochen hat. Was soll ich sagen? Wenn Ihr nicht mehr halbgare Dingen jongliert oder etwas festhaltet, was nicht (mehr) zu euch passt, euch nicht guttut oder oder oder, dann schnappt Ihr mit den freien Händen bei ganz anderen Optionen zu – und das wiederum ist mega!


Und jetzt? Ich starte wieder, aber gebe mir trotz der vermeintlichen Raketenschuhe Zeit und sehe dieses Jahr als mein Jahr an, indem ich das Beste für mich mache. Dass mein Rhythmus dabei immer noch schnell ist, liegt in meiner Natur – auch das ist eine wichtige Entdeckung: Neben der Ruhe, die nötig war, brauche ich eben auch Action. Das ist ein Teil meiner Persönlichkeit und den kann ich genauso wenig unterdrücken wie andere Facetten meines Ichs. Und es fällt mir aktuell auch einfach leicht ins Handeln zu kommen, weil da so viel Positives ist, woraus Leichtigkeit entsteht… mehr dazu beim nächsten Mal.


Bis dahin habt es fein, bleibt gesund und voller Vertrauen – Rock 'n' Roll & Ommm

Michi




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