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Vom Maximieren, Boosten und Verkaufen


Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich ganz unbeliebt mache, aber es muss raus: Befremden euch manche der Verkaufsstrategien und Ansprachen auf Insta, LinkedIn und Co. manchmal auch nur noch?

Keine Frage, wir alle wollen Geld verdienen und das ist gut so und absolut legitim – auch ich muss Katzenfutter kaufen. Was ich aber wirklich faszinierend finde, ist die penetrante, häufig so voraussehbare, stur auswendig gelernte und durchschaubare wie schlecht recherchierte und mit Phrasen gespickte Ansprache.

Jetzt bin ich auch noch als Coach tätig, was ja nun kein geschützter Begriff ist und wir alle wissen, es gibt für gefühlt jeden Bereich und jedes Anliegen einen Coach. Schon seit einigen Jahren gibt es ganz viele Coaches, die Coaches anbieten, sie zu coachen, um erfolgreich als Coach zu arbeiten… Wenn man dann mal vorsichtig nachfragt oder auf der Website schaut, was diejenigen dazu befähigt, wird es teilweise echt dünn. Kommt dazu noch völlige Ahnungslosigkeit, welche Richtungen es gibt und worin sich die Ansätze unterscheiden oder wo die Grenzen zum Therapeuten verlaufen etc., wird es wirklich spannend.

Scheinbar einziger Ansatz: Werde 5-, wahlweise 6-stellig in einem Monat, arbeite ortsungebunden, zeitlich unabhängig und mit den wirklich geilen, zielstrebigen Menschen, an dem wirklich heißen, angesagten place to be (da gibt es Varianten)!

Wer all das möchte, der soll das bitte auch tun – versteht mich nicht falsch. Die Art der Ansprache hat sich in den letzten Jahren einfach nochmal extrem intensiviert und ich kann euch gar nicht sagen, was ich alles in den ersten Wochen angeboten bekommen habe, seit ich wieder auf den sozialen Kanälen sichtbar bin. Zu meinen Highlights gehört ja:

„Hey, du arbeitest also auch als Coach. Wie läuft es denn? Hast du noch Kapazitäten oder bist du schon voll ausgebucht? Willst du den Kanal hier noch ausbauen?“

Ich bin da ja eher trocken und ehrlich, denn es ist Tag 2 meiner Selbstständigkeit: „Ich habe gestern diesen Kanal gestartet – das ist wohl eine rhetorische Frage, oder?“ Wer mich kennt, sieht mein breites Grinsen beim Tippen … „Ja, du musst wissen, dass viele nicht genügend Interessenten ansprechen können und da kann ich dir natürlich helfen, denn es gibt Wege, die das Wachstum maximal beschleunigen, sag Bescheid bevor es zu spät ist!“

Und so weiter … Ironie und rhetorische Fragen sind nicht so das seine und damit ist er nicht alleine: Ich bekomme stetig Hilfe angeboten, mir maximal weiterzuhelfen, um mich, meinen Mehrwert oder meine Kund:innen maximal zu optimieren und optimal effizient zu sein und natürlich meinen Gewinn maximal und stetig zu steigern und den nötigen Boost zu erhalten und …

Ach ja und was ich auch super finde, ist die Variante, ‚ich mach dich runter, damit du weißt, dass du echt ein Coaching brauchst‘: „Hey, ich sehe, du machst Storys. Ist dir das unangenehm? Ich finde nämlich, du wirkst total unsicher und das ist echt gar nicht gut! Also wie du das da machst, das kann man wirklich viel besser machen und ich …“

Wow! Da fühle ich mich doch direkt abgeholt, wertgeschätzt und habe Lust, mich in so bestärkende Hände zu geben … nicht!


Dialog statt Bullshitbingo

Was ist los? Es gibt schon ewig Kaltakquise und wie gesagt, wir alle müssen schauen, wie wir Kunden gewinnen können, aber nur auf Hashtags zu reagieren und blind, vorgefertigten Gesprächsleitfäden zu folgen, die bullshitbingo-artig Buzzwords streuen, kann auch nicht die Lösung sein. Da bekommst du für deine eigenen Kernkompetenzen Coaching angeboten, da passt das Angebot nicht mal im Ansatz zu deinem Portfolio, da weiß jemand überhaupt nicht, was du machst, wo du angesiedelt bist oder … Schön finde ich Fragen, wie ich Kunden generiere bzw. wie mich meine Kunden finden und für wen ich bereits gearbeitet oder wo ich Workshops gegeben habe. Noch schöner dann die Verblüffung auf meine Antworten und die Anmerkung, dass das bei sich selbst (noch) nicht so sei.

Da fühle ich mich wirklich an meine Erfahrungen erinnert im Telefonmarketing oder schlicht gesagt an die Zeit, als ich Wein und Sekt am Telefon verkauft habe. War ein cooler Nebenjob, durch den ich viel gelernt habe, vor allem, auf die Leute einzugehen und ihre Themen aufzugreifen und eben nicht nur ein Protokoll abzulesen.


Denn wenn wir wirklich miteinander sprechen – und auch diese Erfahrungen mache ich, dann entstehen interessante Gespräche, tatsächliche Möglichkeiten oder die gerne beschworenen Synergien. Das setzt aber eine gewisse Ernsthaftigkeit voraus, die Bereitschaft Zeit zu investieren und mir darüber im Klaren zu sein, mit wem ich arbeiten möchte: Ich mag Menschen mit ähnlichen Werten, Vorstellungen und Zielen – und ja, dazu gehört natürlich auch erfolgreich zu sein, Geld zu verdienen, sich zu vernetzen, Menschen voran zu bringen, aber eben auf Augenhöhe, mit Respekt, Kompetenz, Verlässlichkeit und Professionalität. Und nicht zuletzt mit Humor, Leidenschaft und Leichtigkeit – das mag ich nämlich und das zeichnet mich aus.

Gerade im Coaching muss der Ansatz bzw. die Ausrichtung stimmen, die Haltung, da können eigene Erfahrungen zur Entscheidung beitragen, die Schwerpunktthemen … Das passt nicht für jeden und das ist auch genau gut so: Am Ende des Tages muss die Chemie stimmen und dann tragen all die kleinen Mosaiksteinchen zur Entscheidung bei, ob ich jemandem einen Auftrag erteile bzw. mir jemand einen Auftrag erteilt oder eben nicht.

Wie seht Ihr das? Schreibt mir gerne.


Bis dahin habt es fein, bleibt gesund und voller Vertrauen – Rock 'n' Roll & Ommm Michi

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