Vor ein paar Tagen stolperte ich über ein Zitat, das mich nicht mehr losgelassen hat. Es stammt aus Astrid Lindgrens wunderbarem Buch „Ronja Räubertochter“. Es ist der Moment, in dem Ronja das erste Mal die sichere Burg der Eltern verlässt und von ihrem Vater noch einige „Warnungen“ mit auf den Weg bekommt:
„Hüte dich vor den Wilddruden und den Graugnomen und den Borkaräubern«, sagte er. „Woher soll ich wissen, wer die Wilddruden und die Graugnomen und die Borkaräuber sind?“ fragte Ronja. „Das merkst du schon“, antwortete Mattis. „Na, dann“, sagte Ronja.
„Und dann hütest du dich davor, dich im Wald zu verirren“, sagte Mattis. „Was tu ich, wenn ich mich im Wald verirre?“ fragte Ronja. „Suchst dir den richtigen Pfad“, antwortete Mattis. „Na, dann“, sagte Ronja.
„Und dann hütest du dich davor, in den Fluß zu plumpsen“, sagte Mattis. „Und was tu ich, wenn ich in den Fluß plumpse?“ fragte Ronja. „Schwimmst“, sagte Mattis. „Na, dann“, sagte Ronja. (…) „Sonst noch was?“ „O ja“, sagte Mattis. „Aber das merkst du schon selber so allmählich. Geh jetzt!“
(aus Astrid Lindgren: „Ronja Räubertochter“, Oetinger Verlag)
Ist das nicht großartig?! So viel Vertrauen – sowohl in die eigenen Fähigkeiten seitens Ronja als auch das Vertrauen von Mattis in seine Tochter: Sie wird es schon machen.
Es ist egal ob es darum geht, einen Weg zu finden, sich vor Gefahren in Acht zu nehmen, sich zu versorgen oder sich zu helfen wissen. Mattis traut Ronja einfach zu, dass sie schon herausfinden wird, was zu tun ist und wie sie sich zu verhalten hat. Er bestärkt sie rauszugehen. Sie soll herausfinden, was auf sie wartet und ihre eigenen Erfahrungen machen.
Das lässig-forsche „Na, dann“ von Ronja spiegelt diese Überzeugung wider. Sie hat Vertrauen geschenkt bekommen und das trägt sie in sich. Ja, es gibt gefährliche Momente oder Situationen, in denen man einen (neuen) Weg suchen muss, aber es wird schon werden. Und nur, wenn sie rausgeht und es ausprobiert, wird sie sich entwickeln und wachsen.
Ich fand Ronja schon als Kind toll und entdecke sie gerade mit anderen Augen neu: Ich wünsche mir im Alltag, ob beruflich im Coaching oder privat mehr gelassene „Na, dann“-Gespräche, mehr Mut sich auszuprobieren, mehr Glaube an die eigenen Fähigkeiten und mehr Vertrauen in uns selbst – und andere! Wir werden schon herausfinden, was auf uns wartet.
Denken Sie in nächster Zeit mal ab und zu an Ronja und sagen Sie sich „Na, dann“, wenn Sie unbekannte Wege beschreiten, den Job wechseln, Neues lernen … Und ermutigen Sie ruhig auch andere. Wir brauchen mehr Ronjas und Mattise!
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