Es ist Aschermittwoch. Die närrischen Tage sind vorbei und ab heute beginnt die Fastenzeit. Ob gläubig oder nicht, die bevorstehenden 40 Tage können eine gute Zeit sein, um sich in kleinen Veränderungen zu üben!
Fastenzeit, Verzicht, Enthaltsamkeit ... wie wir es auch nennen: Letztlich geht es doch um Veränderungen und den Bruch mit Gewohnheiten. Worauf wir verzichten, wenn wir das wollen, entscheiden wir ja selbst. Abgesehen von den Klassikern, wie kein Alkohol, keine Süßigkeiten, keine Zigaretten etc., die meist mit dem Begriff Fastenzeit assoziiert werden, gibt es weitaus mehr Optionen.
Schon seit 30 Jahren lautet das Motto der Fastenaktion der evangelischen Kirche „7 Woche Ohne ...“. Hier geht es nicht um den Verzicht auf Gängiges, sondern eine Zeit „Ohne“. Die Absicht dieser Aktion ist es, die Menschen aus dem Trott zu bringen. Denn Ohne steht für das Vermeiden von etwas Gewohntem – und somit minimalen Veränderungen im Alltag.
Unabhängig von Religion finde ich genau diesen Aspekt spannend: Das Fasten schärft unser Bewusstsein, denn der Verzicht wird zu einer Chance und ermöglicht neue Perspektiven. Sagen wir ganz banal, ich verzichte auf mein Navi oder auf meine gewohnten Wege. Dann werde ich in dieser Zeit viel Neues entdecken – ganz wörtlich. Ich werde viel mehr bei mir und aufmerksam sein, weil ich die Wege nicht mit der liebgewonnenen Routine beschreite, die mich blind macht. Ich bin gefordert und ich nehme meine Umgebung wieder wahr. Vielleicht mag ich nach der Fastenzeit auch meinen alten Weg gar nicht mehr – und das „Ohne Navi/Ohne gewohnte Pfade“ hat sich in ein „MIT neuen Eindrücken“ oder „Zeit MIT mir“ verwandelt.
So eine Abwesenheit kann eben auch eine enorme Präsenz schaffen. Manchmal hinterfragen wir erst unser Denken, Fühlen und Handeln, wenn wir etwas oder jemanden vermissen. Die Frage taucht auf: Ist die Präsenz der Abwesenheit spürbar oder hinterlässt die Abwesenheit gar nicht solche großen Spuren wie angenommen? Anders gefragt: Ist es nur Routine oder ist es wirklich wichtig?
Ob wir nach der Fastenzeit also wieder „Hunger“ auf das Vermisste haben, ob wir für uns Neues entdeckt oder kleine Abweichungen erreicht haben, sehen wir in 7 Wochen. Bis dahin kann aber ein spannende Zeit der Veränderung vor uns liegen – ohne Druck, mit Freude und Chancen.
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